Author Archives: Arnold Schiller

About Arnold Schiller

Arnold Schiller geb: 16. März 1965 Homepage

IHK eigenes Kapitel für KMU

Die IHK für München und Oberbayern hat in ihrer Zeitung für Mitglieder einen Artikel zu TTIP auf Seite 9, der so gut wie keine Fakten enthält und nur Imageblabla enthält. Schon der Anriss ist bezeichnend „Der Mittelstand muss … eine zentrale Rolle spielen“ heißt es dort.  Oder es werden Ängste geschürrt wie „Wenn wir uns verweigern, erledigen das die USA allein oder die Chinesen für uns.“ Es werden Behauptungen aufgestellt ohne irgendeinen Beleg dafür zu bringen. Der Großteil des Artikels besteht aus Konjuktiven wie „würden profitieren“.  Aussagen wie „Es ist unbestritten“ sind da schon eher gelogen, denn es ist keinesfalls unbestritten, das kleine und mittlere Unternehmen profitieren.  Der Artikel endet dann schliesslich mit einem Satz von Peter Chase von der US Chamber „Es ist sinnvoll, ein eigenes Impact Assesment für KMU einzuführen, da das Handelsabkommen nur dann gut funkionieren kann, wenn vor allem der Mittelstand Nutzniesser ist.“ Nur worin der Nutzen genau liegen soll, wird mit keinem Wort erwähnt.

Die Vorteile, die erwähnt werden wie zum Beispiel, dass Firmen künftig Waren von US-amerikanischen Firmen beziehen können, die bisher nur innerhalb Amerikas vertrieben werden, sind kein Gegenstand von TTIP, denn ob eine amerikanische Firma nur wegen TTIP den Vertriebweg erweitert, ist zu bezweifeln.  Was die Formalitäten mit dem Zoll anbelangt für Importe aus den USA, so ist das eine Frage des Preises, der der Faustformel folgt ( ( Warenwert + Versandkosten ) * Zoll ) * Einfuhrumsatzsteuer. Regularien wie zur Warengruppe 9302000000 sollten möglicherweise nicht geändert werden, denn die Freiverkäuflichkeit von Waffen wollen wir in der EU wohl nicht.  Wenn TTIP dazu führt, das jeder Waffen aus den USA importieren darf, weil das sonst ein Handelshemmnis ist, dann mag das zwar im Sinne der Waffenhändler sein, aber es ist politisch eben nicht gewollt.

Abgesehen davon, dass der Artikel der IHK TTIP über den grünen Klee lobt, ist er bemerkenswert faktenlos.

Pro TTIP

Selbstverständlich geht es hier in diesem Artikel nicht um Pro TTIP. Es geht vielmehr darum, dass die CSU mit Unterstützung des amerikanischen Konsulats und der IHK Veranstaltungen durchführt, die pro TTIP sind und die Kritiken vollständig vernachlässigt. Wie Foodwatch aufgedeckt hat, operieren die TTIP-Befürworter mit geschönten und gelegentlich auch falschen Zahlen. Dieses geschieht schon eine geraume Weile. Offensichtlich können sie keine echten Fakten aufbieten und müssen deshalb Tatsachen falsch darstellen.

Auf den Pro-TTIP-Veranstaltungen fällt das meist nicht auf, da die meisten Besucher nicht fit genug sind, um die entsprechenden Fragen zu stellen und die Falschdarstellungen offenzulegen.

Das Bündnis Stop TTIP Memmingen Unterallgäu hat einen Fragenkatalog für solche Veranstaltungen erstellt, welches wohl sicherlich auch an Interessierte weitergegeben wird.

Grundsätzlich sollten auf solchen Veranstaltungen verschiedene grobe Mängel und Konstruktiosfehler von TTIP angesprochen werden. Das bekannteste Beispiel sind sicherlich die Schiedsstellen (ISDS) und das Aushebeln der unabhängigen Jurisdiktion in Rechtsstaaten über TTIP.  Bei einer Frage hierzu kann der/die FragestellerIn sich auf Prof. Dr. Siegfried Broß, ehemaliger Richter am Bundesverfassungsgericht und am Bundesgerichtshof, beziehen und darauf verweisen, dass dieser Koryphäe das Verfahren für verfassungswidrig hält und ob die Befürworter ernsthaft ein verfassungswidriges Abkommen befürworten.

Ein anderer wichtiger Punkt, der in der Öffentlichkeit weniger bekannt ist, ist die katastrophale Information der Abgeordneten selber. Diejenigen, die später das Abkommen ratifizieren sollen, werden schlecht informiert bzw. mit vielen Hürden beeinträchtigt, um an die Informationen zu kommen. Teilweise gelangen dadurch auch Informationen erst sehr sehr spät in die öffentliche Diskussion. Das geht in der Zwischenzeit soweit, dass Michael Reimon schon mal Papiere abgetippt hat, um seine Quelle zu schützen und das Original eben nicht der Öffentlichkeit geben konnte.

Die Europaparlamentarier dürfen zwar Einsicht in die Dokumente nehmen, sich aber keine Notizen machen und Handy oder Fotoapparat mitnehmen. Ihr dürft Euch gerne mal die englischen gelaekten Dokumente bei Michael Reimon durchlesen und Euch überlegen, was Ihr davon behalten hättet. Die Geheimhaltung wird zwar immer wieder bestritten, es ist quasi aber doch eine Hürde, die nicht wirklich einer Transparenz entspricht. Dieser Informationsmangel lässt ja dann auch die TTIP-Befürworter so leicht mit Lügen und Verfälschungen durchkommen. Teilweise dauert es Jahre, um an die Information zu kommen und es wird ja dann auch bestritten, dass das, was 2013 in den Dokumenten stand, heute noch gelten würde.

TTIP betrifft soziale, ökologische und arbeitsrechtliche Standards und hierbei ist es gar nicht einzusehen, dass Verhandlungen darüber stattfinden ohne die Betroffenen vollumfänglich zu informieren. Hier kann auch jeweils auf Pro-TTIP-Veranstaltungen nachgehakt werden.

Die Geheimhaltung hat hierbei noch ganz andere Nachteile. Obwohl den Kommunen der Mund verboten wird (wir berichteten am 9. März 2015), betrifft TTIP jede Kommune bei der Auftragsvergabe öffentlicher Aufträge.  Möglicherweise würden sich die Kommunen mit TTIP nicht befassen, wenn die Bundesregierung und Europa die Interessen der Kommunen entsprechend vertreten würden. Die Kommunen haben schon mit den europäischen Richtlinien bei Ausschreibungen zu kämpfen, deswegen ist ihrer Argwohn nicht ganz unberechtigt. Die Kommunen hierbei nicht zu informieren und die Diskussion im Stadt-/Gemeinderat oder Bezirkstag dazu zu verbieten, könnte eigentlich nur eine Diktatur einfallen.

Ein anderer wichtiger Punkt, der auf solchen Veranstaltungen Pro TTIP angesprochen werden sollte, sind die ständig falschen Zahlen zum angeblichen Wirtschaftswachstum durch TTIP.  Alle Prognosen bisher gehen zwar teilweise von einem minimalsten Wirtschaftswachstum aus, aber dabei werden schon mal zehnjährige Zahlen als Jahreswachstum ausgegeben – sprich sie werden verzehnfacht.  Hierbei kann es auch helfen auf NAFTA zu verweisen und dort nachzuhaken. Bei NAFTA gab es zwar einen Arbeitsstellenzuwachs von einer halben Million. Gleichzeitig gingen aber auch in der Landwirtschaft 1,3 Millionen Arbeitsplätze verloren.  Bayern ist immer noch Landwirtschaft geprägt und somit ist es nicht ganz unerheblich, was da mit TTIP losgetreten wird. Für ganz Europa gehen die besten Prognosen – wie gesagt für ganz Europa – von 500.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen in zehn Jahren aus. Hierbei wird auf den bayerischen Veranstaltungen gerne 20.000 Arbeitsplätze nur für Bayern genannt, dass dies pro Jahr nur 2.000 sein könnten und nicht einmal das gewiss ist, wird natürlich verschwiegen.  Nach TTIP wird wahrscheinlich der Arbeitsplatzwachstum nicht einmal beweisbar sein.  Möglicherweise wird nach der Ratifizierung von TTIP sogar ein Teil der Arbeitsplätze wegfallen, zumindest für Inländer.  Das Wachstum selbst wird hierbei aber noch dazu begründet, dass es nur durch Verdrängung entstünde. Sprich durch TTIP wird sich der Wettbewerb soweit verschärfen, das nach den Tante-Emma-Läden nun der Mittelstand im Konzentrationsprozess daran glauben muss.  Das IfO-Institut bezeichnet das als „durch die Verdrängung ineffizienter Unternehmen“ würde das Wachstum entstehen.  Die IHK verrät also zum Teil ihre Mitglieder, das sollten die IHK-Vertreter durchaus gefragt werden, wie sie das sehen.

Die TTIP-Befürworter führen häufig die Standards und am liebsten den Autoblinker an. Dabei darf aber durchaus nachgefragt werden, wie es denn mit der ISO steht und ob die Internationale Organisation für Normung abgeschafft  und durch TTIP ersetzt werden soll. Es ist mitnichten so, dass industrielle Vereinheitlichungen nicht auch ohne TTIP durchgesetzt werden können. TTIP braucht es dazu nicht, hierzu braucht es lediglich eine Einigung der am Markt beteiligten Produzenten untereinander.  Hierbei darf auch nicht vergessen werden, dass die US-Bundesstaaten keineswegs an TTIP gebunden sind, da es auch in der USA unterschiedliche Regeln in den einzelnen Bundesstaaten wie Californien gibt und die US-Regierung, selbst wenn sie TTIP ratifiziert, nicht die Durchgriffsgewalt hat, das zu ändern. In der EU sieht der Prozess aber anders aus. Sprich die USA wird sich nach TTIP mit den Bundesstaaten rausreden. Die EU ist aber anders konstruiert und aufgebaut, was heute schon deutlich wird bei den Ausschreibungen der Kommunen, die dem EU-Recht unterliegen.  Die Standards werden durch TTIP in der EU also aufgeweicht, die deutsche Autoindustrie wird trotz Behauptungen der TTIP-Befürworter möglicherweise keine Vorteile haben.

Es gibt noch viel viel mehr Fragen und Beispielfragen,  zur Lohnzahlung etwa hat das Memminger Bündnis eine Beispielfrage erstellt: „Ist es Ihnen bekannt, dass der amerikanische Konzern Amazon seine Angestellten nicht nach Einzelhandels – Konditionen, wie von Verdi gefordert, bezahlt, sondern nach Logistik – Konditionen, die deutlich darunter liegen? Ist es Ihnen bekannt, dass die Angestellten zum Teil nur knapp über dem Existenzminimum verdienen? Werden solche Verhältnisse mit den Freihandelsabkommen nicht noch mehr zunehmen?“

Weitere Themen des Fragenkatalogs, die man auf einer solchen Pro-TTIP-Veranstaltung stellen kann, sind u. a. der Ratifizierungsmodus, die Haltung des Papstes, die Regelungen zu Lebensmitteln und dabei insbesondere zu den regionalen Produkten, der Gentechnik, TTIP und der nationalen Souveränität, Kanada und das Fracking – sprich die Umweltzerstörung, die mit TTIP einhergeht und und und …

Solltet Ihr also Gelegenheit haben zu einer Pro-TIPP-Veranstaltung zu gehen, stellt dort eure kritische Fragen und verlangt nach Antworten.

Großdemo zum GLOBALEN AKTIONSTAG GEGEN TTIP am 18.4.2015

Globaler Aktionstag gegen TTIP am 18. April 2015 in München

Mir san auch dabei!

Kommt zahlreich am 18.4.2014 um 13:30 zum Stachus zur Startkundgebung!

Um 14:30 geht es los!

Die großartige Münchner Ruhestörung wird den Demozug  bis zum Odeonsplatz führen!

Mit dabei sind als Redner:

Josef Schmid, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft; Marial Noichl, MdEP SPD; Prof. Dr. Hubert Weigel, BUND Naturschutz; Kristos Thingilouthis, Piraten; Gabriela Schimmer-Göresz, Bundesvorsitzende ÖDP; Gerd Hoffmann, Mehr Demokratie e.V.; Klaus Ernst, Die Linke; Ludwig Hartmann, Bündis90/Die Grüne; Roland Groß, verdi.

Und als Musikgruppen unterstützen uns:

Jamaram, Sauglöcknläutn, BlueKilla, Diatoniks, Espress Brass Band, Ruaßkuchlmusi

 

10 Argumente

Pia Eberhardt veröffentlichte auf Campact einen Artikel in dem sie 10 Argumente gegen TTIP aufzählt:

  1. Mehr als 97 % sind gegen ISDS in TTIP
  2. Auch Unternehmen sind gegen ISDS in TTIP
  3. gewählte Vertreter und Regierungen sprechen sich gegen ISDS aus
  4. 120 WissenschaftlerInnen weisen den EU-Ansatz zu ISDS zurück
  5. Auch öffentliche Unternehmen und Institutionen üben Kritik an ISDS in TTIP
  6. Gewerkschaften gegen ISDS
  7. ein kraftvolles Nein von öffentlichen Interessengruppen
  8. Die Hälfte der KommissionsberaterInnen lehnt ISDS in TTIP ab
  9. Enttäuschung und Frustration über die Vorgehensweise bei der Konsultation
  10. Kritik an der Reformagenda der Kommission

 

„SPD knickt bei TTIP ein“

Die Anzeichen verdichten sich, dass die Sozialdemokraten im Europäischen Parlament doch für das umstrittene TTIP-Handelsabkommen mit den USA stimmen könnten. Vor wenigen Tagen veröffentlichte der SPD-Europaabgeordnete Bernd Lange den Entwurf eines Berichts, der nicht mehr ein klares Nein zu den privaten Schiedsstellen enthält, sondern sie lediglich als “nicht nötig” bezeichnet.

http://www.nachdenkseiten.de/?p=25001#h07

http://www.heise.de/tp/artikel/44/44119/1.html

Ein Beitrag im Rundbrief von Pax Christi

Bündnis STOP TTIP

Was äußerster noch vor Geheimhaltung einem Jahr unter verhandelt werden sollte, ist ein Jahr später in aller Munde: TTIP – das transatlantische Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU. 290 Organisationen aus 21 EU-Ländern umfasst inzwischen das Bündnis gegen TTIP und CETA (Vertrag zwischen Kanada und der EU). Auch bundesweit haben sich Gruppen unterschiedlicher parteipolitischer Orientierung, darunter auch pax christi, Deutsche Sektion, zu einem Bündnis zusammengeschlossen, um ihre Sorge um europäische Sozial- und Umweltstandards und um die Gefährdung der Demokratie durch die Einführung intransparenter Schiedsstellen Ausdruck zu verleihen. Am 4.11.2014 kam es nun auch in München zur Gründung von „Bündnis STOP TTIP München“, dem neben Attac München, Mehr Demokratie e.V., B90/Grüne München, ver.di München LINKE, München u.a. auch pax christi München beitrat.

Vorausgegangen war am 11.9.2014 die Ablehnung der Registrierung der Europäischen Bürgerinitiative gegen die Freihandelsabkommen TTIP und CETA durch die EU- Kommission mit einer fadenscheinigen Begründung. Vorgeschoben wurden rein formelle Bedenken, die juristisch mehr als  fragwürdig sind. Gegen diese Entscheidung wurde am 10. November 2014 Klage beim Europäischen Gerichtshof eingereicht.

Die Unterschriftensammlung zur „selbstorganisierten Bürgerinitiative“ läuft inzwischen erfolgreich. Unterschriftsmöglichkeiten bieten z.B. die Internetseiten von Attac, Umweltinstitut München e.V., Mehr Demokratie e.V. an. Auf einem europaweiten Aktionstag am 11.Oktober 2014 wurde mit Infoständen, Vorträgen und Demonstrationen gegen die geplanten Abkommen TTIP, CETA und TiSA (Abkommen zum Handel mit Dienstleistungen – im Verhandlungsstadium zwischen EU und 21 anderen Ländern) auch in Bayern an 13 Orten demonstriert.

Inzwischen erkennen auch die Kommunen die Gefahren, die für sie hinsichtlich der von ihnen zu erbringenden öffentlichen Dienstleistungen von diesem Abkommen ausgehen. Seit dem 30.10.2014 liegt ein Rechtsgutachten des Rechtswissenschaftlers Andreas Fischer-Lescano, Völkerrechtler an der Universität Bremen, vor. Fischer-Lescano kommt zu dem Ergebnis, dass das Freihandelsabkommen CETA, das inzwischen vorliegt, gegen europäisches und deutsches Recht verstößt. Das Gutachten hält die Vereinbarungen zum Investorenschutz für angreifbar und eine Zustimmung sowohl vom Bundestag als auch vom Bundesrat für erforderlich. Die hier geäußerten juristischen Zweifel werden sicherlich auch Auswirkungen auf das TTIP-Abkommen haben.

Ist TTIP ein Thema für pax christi?

Stefan Leibold, Kommission „Globalisierung und soziale Gerechtigkeit“ pax christi Deutsche Sektion, schreibt in einer Stellungnahme vom 5. Juni 2014: „Wenn es (das Abkommen) Wirklichkeit wird, verschärfen die Maßnahmen die Lebenssituation vieler Menschen in Europa, den USA und weltweit“. – Dies wird besondersfür die Entwicklungsländer gelten, die bei diesen Anforderungen nicht mehr mithalten können, die den Investoren ausgeliefert sind und deren Verarmung vorprogrammiert ist. Das kann uns als internationale katholische Friedensbewegung nicht gleichgültig sein. Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, nicht der wirtschaftliche Erfolg. Andere kirchliche Stimmen Auch der Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising fordert mit einem Beschluss der Herbstvollversammlung 2014 eine „umfassende Neuausrichtung von TTIP“, er fordert im Verbraucher- und Gesundheitsschutz. „Beibehaltung und internationale Einführung von hohen Standards“. Der Diözesanrat befürchtet den Abbau sozialer Errungenschaften für Arbeitnehmer/innen und möchte den Klimaschutz sowie eine bäuerliche, regionale und ökologische Landwirtschaft erhalten wissen. Ferner lehnt er die Privatisierungen von lebenswichtigen Leistungen wie Wasser, Energie, Abfall, Gesundheitsfürsorge und Bildung ab und wehrt sich gegen die „Etablierung eines vordemokratischen Raums, in dem Handelsvereinbarungen entstehen und weitergeführt werden“. Erfordert eine gerechte und nachhaltige Weltwirtschaftsordnung. Auch der Vorstand des Evangelischen Verbandes Kirche/Wirtschaft/Arbeitswelt KWA, Hannover, weist in einer Stellungnahme vom 5. November 2014 darauf hin, dass diese Verhandlungen einer „ökonomischen Logik“ folgen, die dem „nahezu unbegrenzten Freihandel eine allgemeine wohlstandsmehrende Wirkung zuschreibt“. Es heißt dort weiter: „Gegen diese Logik sprechen allerdings die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte, in denen die in weiten Teilen unregulierte Globalisierung nicht nur Gewinner, sondern auch zahlreiche Verlierer hervorgebracht hat.“ Die Stellungnahme zweifelt die voraus gesagten Wachstumsgewinne an und fordert „eine seriöse Darlegung der zu erwartenden Arbeitsplatzverluste und der möglichen negativen externen Effekte (Gesundheitsschäden, soziale Konflikte, ökologische Schäden), die außerhalb der profitierenden Unternehmen, Branchen oder Regionen anfallen“.

In der Stellungnahme wird gefordert, dass demokratisch gewählte Parlamente auch in Zukunft berechtigt sein müssen, Verbesserungen vorzunehmen oder Fehlentwicklungen korrigieren zu können, ohne dass die Investitionsschutzbestimmungen greifen. Weiter heißt es mit Blick auf die Entwicklungsländer: „ Ein Vertrag, dessen Ziel es ist, globale Standards für den globalen Handel (und damit auch für die Produktion von Waren und Dienstleistungen) zu setzen, deren Wirkung also deutlich über das Gebiet der Vertragspartner hinausgeht, muss Mitverantwortung für die Betroffenen übernehmen. Die berechtigten Interessen von Entwicklungs- und Schwellenländern müssen Berücksichtigung finden, um zu verhindern, dass diese in ihrer nationalen Souveränität und in ihren Entwicklungsmöglichkeiten beeinträchtigt werden. Freiheit findet immer ihre Grenzen, wo die Freiheit und das Wohlergehen von anderen beeinträchtigt werden.“ Fazit: TTIP gefährdet Gerechtigkeit, sozialen Frieden und Demokratie. Das geplante Abkommen ist komplex und ein gewaltiges Vorhaben, mit dem der mächtigste Wirtschaftsraum in der globalisierten Welt entstehen soll. Das Wirtschaftliche hat damit eine hochpolitische Dimension. Die Auswirkungen betreffen alle Lebensbereiche der Bürger in der EU und USA, durch die Folgewirkungen aber auch die Menschen in allen anderen Ländern.

Die Annahme eines in Aussicht gestellten Wachstums mit angeblich mehr Arbeitsplätzen und Wohlstand überzeugt nicht. Wenn die EU – Kommission im Interesse der transnational handelnden Unternehmen Schiedsstellen zulässt und dadurch die nationalen Gerichte ausschaltet, beeinträchtigt sie den Rechtsstaat und unsere demokratische Ordnung. Die Spannungen in der Gesellschaft (arm/reich) in den einzelnen EU-Ländern und zwischen diesen werden sich verschärfen, ebenso die Spannungen zu Ländern außerhalb dieses Abkommens. Fluchtbewegungen und Spannungen mit Kriegsgefahr sind nicht ausgeschlossen.

Als EU-Bürger muss man besorgt sein über ein Denken und Handeln in Brüssel, basierend auf Eurokapitalismus ohne Demokratie. Deshalb muss auch pax christi an diesem Thema dranbleiben.

München, 28.11.2014

pax christi Gruppe St. Ignatius/Leiden Christi
pax christi München vertritt auch die Deutsche Sektion im anti-TTIP Bündnis umfairteilen.de.

Organisationsteam gewählt

Das vor vier Wochen gegründete „Bündnis Stop TTIP München“ hat am Dienstag, 02.12.2014, ein achtköpfiges Organisationsteam gewählt, das das Bündnis koordiniert und nach außen vertritt. Damit hat das breit aufgestellte Bündnis aus gesellschaftlichen Organisationen und Parteien in München eine neue Stufe des gemeinsamen Handelns gegen die geplanten „Freihandelsabkommen“ erreicht.

Das Team besteht aus: Max Greif, Ulrich Fuchs,Theresia Funk, Paul Kleiser, Thomas Mayer, Arnold Schiller, Eva Schreiber, Laurence Wuillemin.
„Ziel des Bündnisses ist es, gemeinsame Veranstaltungen und Infostände zu organisieren, um aufzuzeigen, wie schädlich diese Handelsabkommen sind“, so Paul Kleiser. Weiter sagt Kleiser: „Die EU-Kommission, die Bundesregierung und insbesondere Wirtschaftsminister Gabriel müssen erfahren, dass die große Mehrheit der Bevölkerung sich geschlossen gegen TTIP, TISA und CETA stellt.“
An den kommenden Wochenenden wird das Bündnis auf dem Tollwood-Festival im Rahmen der selbstorganisierten Europäischen Bürgerinitiative  (EBI) Unterschriften gegen die geplanten Handelsabkommen sammeln. Der Protest und der Widerstand sollen weiter wachsen und die Mindestsumme von einer Million Unterschriften in mindestens sieben EU-Mitgliedstaaten darf ruhig überschritten werden, so lange die Verhandlungen nicht abgebrochen sind.

Das niederländische Parlament stimmt gegen ISDS

Laut groenlinks.nl stimmte das niederländische Parlament (Tweede Kamer) mehrheitlich gegen die Schiedsverfahren in internationalen Handelsabkommen. Der Fraktionsvorsitzende von Grünen und SP meinte „Schlichtungsverfahren klingt unschuldig, aber es führt dazu, daß multinationale Unternehmen demokratische legitimierte Beschlüsse der Regierung widersprechen können. Das ist nicht wünschenswert. Zum Beispiel sollte die niederländische Regierung in der Lage sein sowohl Nuklear- oder Kohlekraftwerke abschalten zu lassen, ohne Milliardenforderungen ausgesetzt zu sein.“

Der gerade abgeschlossene Vertrag mit Kanada (CETA) beinhaltet auch das umstrittene Schiedsverfahren (ISDS) gegen das sich das niederländische Parlament mit einer Mehrheit ausgesprochen hat.

Gabriel übergeht Parteibeschluss – CETA darf nicht verabschiedet werden

Wirtschaftsabkommen CETA: Gabriel übergeht Parteibeschluss und Bürgerwillen

CETA darf nicht verabschiedet werden

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel erklärte heute im Bundestag, dass Deutschland das CETA-Abkommen zwischen der EU und Kanada ratifizieren solle. Damit setzt er sich sowohl über einen Beschluss des SPD-Parteikonvents als auch über den Willen von fast einer Million Bürgerinnen und Bürgern hinweg, die in den vergangenen Wochen bereits die selbstorganisierte Europäische Bürgerinitiative (EBI) gegen TTIP und CETA unterzeichnet haben.

Ernst-Christoph Stolper, Sprecher des Bündnisses Stop TTIP, das die EBI durchführt, sagte: „Dass Minister Gabriel die mit TTIP und CETA verbunden Gefahren für unsere Demokratie und die sozialen und ökologischen Standards unserer Gesellschaft als „Unwohlsein“ und „nationale Nabelschau“ diffamiert, ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht aller SPD-Mitglieder, sondern auch der vielen Menschen, die sich europaweit in der selbstorganisierten Europäischen Bürgerinitiative gegen TTIP und CETA eingesetzt haben.“

Maritta Strasser, Sprecherin der EBI Stop TTIP fügte hinzu: „Die SPD hat beschlossen, dass es TTIP und CETA mit ihr nur gibt, wenn Sonderklagerechte für Konzerne gestrichen werden. Jetzt fällt Gabriel in genau diesem Punkt seiner Partei in den Rücken. Die SPD sollte sich das nicht gefallen lassen. Gerade erst hat sich das niederländische Parlament gegen Sonderklagerechte für Investoren in TTIP und CETA ausgesprochen. Auch in Frankreich gibt es starke Vorbehalte auf offizieller Seite, ebenso in der sozialdemokratischen Fraktion des Europäischen Parlamentes. Deutschland steht also nicht alleine, wenn es Schiedsgerichte für Investoren in TTIP und CETA ablehnt.“

Die Europäische Bürgerinitiative gegen TTIP und CETA startete am 7. Oktober 2014 und hat in weniger als zwei Monaten knapp eine Million Unterschriften gesammelt.

Mehr Arbeitsplätze durch TTIP? US-Studie entlarvt leere Versprechungen

von Laurence Wuillemin

Laut TAZ vom 12.11.2014  und Salzburger Nachrichten vom 15.11.2014  werfen die Ergebnisse einer US-amerikanischen Studie ein ganz anderes Licht auf die Prognosen der EU-Kommission. Das Pikante daran ist, dass diese Erkenntnisse von der anderen Seite des großen Teiches kommen.
Neben der Ankurbelung des Wachstums ist das Schaffen von neuen Arbeitsplätzen einer der ausschlaggebenden Argumente der TTIP-Befürworter.
Nun beweist eine Studie der Universität Tufts in Massachussetts genau das Gegenteil. Als Berechnungsmodell baut sie auf das realistischere Global Policy Model der Vereinten Nationen auf, das im Gegensatz zu den in Auftrag gegebenen Studien der EU-Kommission, nicht nur die Vorteile der Handelsabkommen schmackhaft machen möchte, sondern die Wechselwirkungen mit Ländern berücksichtigen, die nicht zu den Partnern des Handelsabkommens gehören. Die Studie geht davon aus, dass die Rezession in Europa weiterhin herrschen und der Wachstum auf beiden Seiten des Atlantiks eher bescheiden bleiben werden. Die Wirtschaft ankurbeln zu wollen während einer Krise sei falsch, gaben laut TAZ die Forscher bekannt.
Aus einer Pressemitteilung, die Alexandra Strickner von attac Österreich am 13. Oktober 2014 herausgegeben hat, ist zu entnehmen, dass „die Studie belegt, dass TTIP nicht nur ein Angriff auf soziale Standards, Arbeitsrechte, Umweltschutz, nachhaltige Landwirtschaft und Demokratie ist. Die Mehrheit der Menschen würde mit TTIP zugleich einen Verlust an Wohlstand hinnehmen müssen.“ Weiterhin geht Strickner davon aus, dass die Prognose der EU-Studien, wodurch die durch das Handelsabkommen begünstigten Wirtschaftssektoren die Verluste in den anderen schrumpfenden Sektoren kompensieren werden, nicht stimmen. Vielmehr zeigt die Erfahrung in Europa in den letzten Jahren, dass „Wirtschaftssektoren, die einem plötzlich verschärften internationalen Wettbewerb mit ungleichen Bedingungen ausgesetzt sind, weitaus schneller schrumpfen als dies von anderen Sektoren aufgefangen werden kann. Zudem können steigende Löhne im Exportsektor den Verlust an Binnennachfrage (aufgrund sinkender Löhne in der Mehrzahl der Sektoren) nicht ausgleichen“, so Strickner.
Was uns also am Ende winkt, neben dem Wegfall zahlreicher Errungenschaften in verschiedenen Bereichen – wie uns mittlerweile bekannt ist, sind mehr Verluste als Gewinne: Arbeitsplätze weg (bis zu 134.000 in der Bundesrepublik) und sinkende Löhne.
Wie wird SPD-Wirtschaftminister Gabriel darauf reagieren? Wird er dadurch jäh auf den Boden der Realität geholt? Oder wird er weiterhin für eine wunderversprechende Liberalisierung werben? Es bleibt spannend…

Quellen:
Studie der Universität Tufts in Massachussetts
„TTIP kann zum Jobfresser werden“ – Eric Bonse
„US-Studie: TTIP kostet in Europa 600.000 Arbeitsplätze“ – Apa