Video: Vortrag von Katharina Nocun und Maritta Strasser auf dem 31C3 zu den Problemen von TTIP und Co.

Die Kritik am Freihandelsabkommen TTIP und CETA auf die Chlorhühnchen zu beschränken, greift viel zu kurz. Denn bei den beiden Abkommen zwischen der EU und den USA und der EU und Kanada steht noch viel mehr auf dem Spiel. Egal ob Datenschutz, Demokratie oder Urheberrecht – Abkommen, an denen Konzerne unter Ausschluss der Öffentlichkeit mitschreiben können, sind selten eine gute Idee. Sitzungsdokumente mit “unverbindlichen” Lobby-Vorschlägen und Leaks der Vertragstexte lassen wenig Gutes erwarten. Datenschutzstandards laufen Gefahr zu Handelshemmnissen erklärt zu werden. Konzerne pochen darauf, Staaten vor außerstaatlichen Schiedsgerichten auf Schadensersatz verklagen zu können. Was die Bürger wollen, wurde im ganzen Verhandlungsprozess der beiden Freihandelsabkommen nicht einmal gefragt. Doch “Klicktivismus” war gestern – neue Strategien und Tools halfen dabei, eine Welle des dezentralen Protests loszutreten.

Das Video dauert ca. 1 Stunde und ist auf der Website des Chaos Computer Clubs zum Anschauen und Download verfügbar.

TTIP, CETA, TiSA: Die Kapitulation vor den Konzernen

Eine kritische Analyse der geplanten EU-Handelsverträge mit den USA und Kanada und des Dienstleistungsabkommens TiSA.

Herausgegeben von Powershift e.V.,  attac Deutschland, Europäische Bürgerinititative Stopp TTIP, ver:di Bayern und BUND e.V. ist im November eine Broschüre erschienen (5,- Euro + Versandkosten), die sich mit den Risiken, die die drei Verträge verbergen, auseinandersetzt. Der freie Autor aus Berlin Thomas Fritz, der schon im Auftrag von Campact die Broschüre TTIP vor Ort verfasst hatte, geht auf die möglichen Folgen ein, die die Handelsabkommen für Beschäftigte und Gewerkschaften, für die öffentliche Daseinsvorsorge, die Lebensmittelsicherheit, die Ernährung und den Verbraucherschutz, das Klima, den Datenschutz sowie die Finanzmarktstabilität darstellen.

Zu bestellen bei PowerShift – Verein für eine ökologisch-solidarische Energie- & Weltwirtschaft e.V.

http://power-shift.de/?p=5052

Deckblatt_Fritz-TTIP-CETA-TiSA-11-2014_klein

Ein Beitrag im Rundbrief von Pax Christi

Bündnis STOP TTIP

Was äußerster noch vor Geheimhaltung einem Jahr unter verhandelt werden sollte, ist ein Jahr später in aller Munde: TTIP – das transatlantische Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU. 290 Organisationen aus 21 EU-Ländern umfasst inzwischen das Bündnis gegen TTIP und CETA (Vertrag zwischen Kanada und der EU). Auch bundesweit haben sich Gruppen unterschiedlicher parteipolitischer Orientierung, darunter auch pax christi, Deutsche Sektion, zu einem Bündnis zusammengeschlossen, um ihre Sorge um europäische Sozial- und Umweltstandards und um die Gefährdung der Demokratie durch die Einführung intransparenter Schiedsstellen Ausdruck zu verleihen. Am 4.11.2014 kam es nun auch in München zur Gründung von „Bündnis STOP TTIP München“, dem neben Attac München, Mehr Demokratie e.V., B90/Grüne München, ver.di München LINKE, München u.a. auch pax christi München beitrat.

Vorausgegangen war am 11.9.2014 die Ablehnung der Registrierung der Europäischen Bürgerinitiative gegen die Freihandelsabkommen TTIP und CETA durch die EU- Kommission mit einer fadenscheinigen Begründung. Vorgeschoben wurden rein formelle Bedenken, die juristisch mehr als  fragwürdig sind. Gegen diese Entscheidung wurde am 10. November 2014 Klage beim Europäischen Gerichtshof eingereicht.

Die Unterschriftensammlung zur „selbstorganisierten Bürgerinitiative“ läuft inzwischen erfolgreich. Unterschriftsmöglichkeiten bieten z.B. die Internetseiten von Attac, Umweltinstitut München e.V., Mehr Demokratie e.V. an. Auf einem europaweiten Aktionstag am 11.Oktober 2014 wurde mit Infoständen, Vorträgen und Demonstrationen gegen die geplanten Abkommen TTIP, CETA und TiSA (Abkommen zum Handel mit Dienstleistungen – im Verhandlungsstadium zwischen EU und 21 anderen Ländern) auch in Bayern an 13 Orten demonstriert.

Inzwischen erkennen auch die Kommunen die Gefahren, die für sie hinsichtlich der von ihnen zu erbringenden öffentlichen Dienstleistungen von diesem Abkommen ausgehen. Seit dem 30.10.2014 liegt ein Rechtsgutachten des Rechtswissenschaftlers Andreas Fischer-Lescano, Völkerrechtler an der Universität Bremen, vor. Fischer-Lescano kommt zu dem Ergebnis, dass das Freihandelsabkommen CETA, das inzwischen vorliegt, gegen europäisches und deutsches Recht verstößt. Das Gutachten hält die Vereinbarungen zum Investorenschutz für angreifbar und eine Zustimmung sowohl vom Bundestag als auch vom Bundesrat für erforderlich. Die hier geäußerten juristischen Zweifel werden sicherlich auch Auswirkungen auf das TTIP-Abkommen haben.

Ist TTIP ein Thema für pax christi?

Stefan Leibold, Kommission „Globalisierung und soziale Gerechtigkeit“ pax christi Deutsche Sektion, schreibt in einer Stellungnahme vom 5. Juni 2014: „Wenn es (das Abkommen) Wirklichkeit wird, verschärfen die Maßnahmen die Lebenssituation vieler Menschen in Europa, den USA und weltweit“. – Dies wird besondersfür die Entwicklungsländer gelten, die bei diesen Anforderungen nicht mehr mithalten können, die den Investoren ausgeliefert sind und deren Verarmung vorprogrammiert ist. Das kann uns als internationale katholische Friedensbewegung nicht gleichgültig sein. Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, nicht der wirtschaftliche Erfolg. Andere kirchliche Stimmen Auch der Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising fordert mit einem Beschluss der Herbstvollversammlung 2014 eine „umfassende Neuausrichtung von TTIP“, er fordert im Verbraucher- und Gesundheitsschutz. „Beibehaltung und internationale Einführung von hohen Standards“. Der Diözesanrat befürchtet den Abbau sozialer Errungenschaften für Arbeitnehmer/innen und möchte den Klimaschutz sowie eine bäuerliche, regionale und ökologische Landwirtschaft erhalten wissen. Ferner lehnt er die Privatisierungen von lebenswichtigen Leistungen wie Wasser, Energie, Abfall, Gesundheitsfürsorge und Bildung ab und wehrt sich gegen die „Etablierung eines vordemokratischen Raums, in dem Handelsvereinbarungen entstehen und weitergeführt werden“. Erfordert eine gerechte und nachhaltige Weltwirtschaftsordnung. Auch der Vorstand des Evangelischen Verbandes Kirche/Wirtschaft/Arbeitswelt KWA, Hannover, weist in einer Stellungnahme vom 5. November 2014 darauf hin, dass diese Verhandlungen einer „ökonomischen Logik“ folgen, die dem „nahezu unbegrenzten Freihandel eine allgemeine wohlstandsmehrende Wirkung zuschreibt“. Es heißt dort weiter: „Gegen diese Logik sprechen allerdings die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte, in denen die in weiten Teilen unregulierte Globalisierung nicht nur Gewinner, sondern auch zahlreiche Verlierer hervorgebracht hat.“ Die Stellungnahme zweifelt die voraus gesagten Wachstumsgewinne an und fordert „eine seriöse Darlegung der zu erwartenden Arbeitsplatzverluste und der möglichen negativen externen Effekte (Gesundheitsschäden, soziale Konflikte, ökologische Schäden), die außerhalb der profitierenden Unternehmen, Branchen oder Regionen anfallen“.

In der Stellungnahme wird gefordert, dass demokratisch gewählte Parlamente auch in Zukunft berechtigt sein müssen, Verbesserungen vorzunehmen oder Fehlentwicklungen korrigieren zu können, ohne dass die Investitionsschutzbestimmungen greifen. Weiter heißt es mit Blick auf die Entwicklungsländer: „ Ein Vertrag, dessen Ziel es ist, globale Standards für den globalen Handel (und damit auch für die Produktion von Waren und Dienstleistungen) zu setzen, deren Wirkung also deutlich über das Gebiet der Vertragspartner hinausgeht, muss Mitverantwortung für die Betroffenen übernehmen. Die berechtigten Interessen von Entwicklungs- und Schwellenländern müssen Berücksichtigung finden, um zu verhindern, dass diese in ihrer nationalen Souveränität und in ihren Entwicklungsmöglichkeiten beeinträchtigt werden. Freiheit findet immer ihre Grenzen, wo die Freiheit und das Wohlergehen von anderen beeinträchtigt werden.“ Fazit: TTIP gefährdet Gerechtigkeit, sozialen Frieden und Demokratie. Das geplante Abkommen ist komplex und ein gewaltiges Vorhaben, mit dem der mächtigste Wirtschaftsraum in der globalisierten Welt entstehen soll. Das Wirtschaftliche hat damit eine hochpolitische Dimension. Die Auswirkungen betreffen alle Lebensbereiche der Bürger in der EU und USA, durch die Folgewirkungen aber auch die Menschen in allen anderen Ländern.

Die Annahme eines in Aussicht gestellten Wachstums mit angeblich mehr Arbeitsplätzen und Wohlstand überzeugt nicht. Wenn die EU – Kommission im Interesse der transnational handelnden Unternehmen Schiedsstellen zulässt und dadurch die nationalen Gerichte ausschaltet, beeinträchtigt sie den Rechtsstaat und unsere demokratische Ordnung. Die Spannungen in der Gesellschaft (arm/reich) in den einzelnen EU-Ländern und zwischen diesen werden sich verschärfen, ebenso die Spannungen zu Ländern außerhalb dieses Abkommens. Fluchtbewegungen und Spannungen mit Kriegsgefahr sind nicht ausgeschlossen.

Als EU-Bürger muss man besorgt sein über ein Denken und Handeln in Brüssel, basierend auf Eurokapitalismus ohne Demokratie. Deshalb muss auch pax christi an diesem Thema dranbleiben.

München, 28.11.2014

pax christi Gruppe St. Ignatius/Leiden Christi
pax christi München vertritt auch die Deutsche Sektion im anti-TTIP Bündnis umfairteilen.de.

Französische Assemblée Nationale verabschiedet Resolution über CETA

Am 23. November hat in Frankreich die Assemblée Nationale eine Resolution verabschiedet, die für CETA, aber auch für TTIP und für andere Abkommen mit Afrika, der Karibik- oder der Pazifikzone gelten soll. Diese Resolution spricht 5 wesentliche Punkte an:

  • Sie fordert, dass CETA als „gemischtes Abkommen“ betrachtet wird, das bedeutet ein Abkommen, das nicht nur vom europäischen Parlament ratifiziert werden soll, sondern auch von den jeweiligen 28 Staatsparlamenten. Da CETA im europäischen Mandaten identisch zu TTIP ist, würde diese Klausel ebenfalls gelten, wenn die Verhandlungen mit TTIP zu einem Ende kommen, genauso wie für die Handelsabkommen mit Afrika usw.
  • Sie verlangt, dass dieses Handelsprojekt in Sache Vorsorgeprinzip den Artikel 191 vom AEUV (Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union) nicht beeinträchtigt.
  • Sie lehnt ab, dass die im Handelsabkommen EU-Kanada enthaltenen GVO-Verordnungen der europäischen Regulierung widersprechen. Ebenfalls gültig für die Verhandlungen EU-USA.
  • Sie verlangt, dass die im Artikel 43 enthaltene regulatorische Kooperation genauer definiert wird.
  • Sie lehnt jegliche Schiedsgerichtsbarkeit ab und verlangt die Überarbeitung der Kapitel, die diesen Punkt betreffen. Dies bedeutet für die Verhandlungen mit Kanada, dass sie überarbeitet werden, aber auch, dass die Artikel 23, 32 und 45 des europäischen Mandates für die Verhandlungen EU-USA abgelehnt werden.

Auch wenn die Resolution das Handelsabkommen nicht in Bausch und Bogen ablehnt, kann sie dazu führen, dass eine solche Ablehnung letztlich möglich wird.

 

Der Text der Resolution ist auf Französisch zu lesen unter:

http://www.assemblee-nationale.fr/14/ta/ta0428.asp

ver.di-Gewerkschaftsrat unterstützt europäische Bürgerinitiative

Um unser Anliegen STOP TTIP zu unterstützen hat der ver.di-Gewerkschaftsrat – das höchste Gremium zwischen zwischen den Bundeskongressen – kürzlich beschlossen, in den Betrieben sowie Dienststellen, an Info-Ständen und auf Veranstaltungen die Aufklärung in Bezug auf TTIP, CETA und TiSA zu verstärken. Hierzu verweist ver.di auf die Unterschriftsmöglichkeit im Internet.

Hier geht’s zur entsprechenden Website, auf der auf weiterführenden Links die Gründe für die Ablehnung aus Sicht von ver.di ausführlich dargelegt sind: Link zu ver.di